22 Mrz 2015

Partielle Sonnenfinsternis 2015 – Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit mit Spaß!

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Das war sie: die partielle Sonnenfinsternis 2015 in Deutschland – ein öffentliches Gemeinschaftserlebnis in Eichstätt! Etwa 300 Menschen konnten das miterleben, davon zwei Schulklassen der Mittelschule und fünf Gymnasialklassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern.

Schon frühzeitig hatte ich mir für diesen 20. März 2015 Urlaub genommen und mir war klar, dass ich daraus eine öffentliche Beobachtung im nahen Eichstätt machen wollte. Anfang Februar besorgte ich mir Infos, zu Richtung und Höhe der Sonne bei Anfang und Ende der Finsternis und erkundschaftete den besten Beobachtungsplatz auf dem Marktplatz mit Kompass und Sextant.

Bereits beim letzten Astronomietag bekam ich das Einverständnis der Stadt für eine erneute Aktion in der Fußgängerzone inkl. Parken der benötigten Pkw. Mein Vorschlag wurde gleich von den Astronomiefreunden Ingolstadt angenommen, zu dritt waren wir sofort. Ich meldete unsere Aktion bei der VdS an und erhielt die angefragte Anzahl Broschüren und Plakate.

Für die Grundschule meiner jüngeren Tochter lieh mir mein Freund Peter seinen großen Sonnenprojektor und die Direktorin war begeistert und versprach allen Schülerinnen und Schülern damit die Sofi zugänglich zu machen, wofür ich hohen Respekt zollte. Die Einweisung machten wir bald darauf mit Sonne und einer vierten Klasse im Schulhof – das machte schon richtig Spaß!

Die Plakate gingen nach einer das Ereignis ankündigenden Email an die Schulen in Eichstätt, da ja die Kinder bekanntlich die Zukunft bedeuten, denn besonders die Schülerinnen und Schüler sollten eine wichtige Zielgruppe sein. Naturwissenschaft-liches Gymnasium und Mittelschule meldeten sich mit insgesamt fünf Schulklassen an. Das Gymnasium hatte bereits im Vorfeld allen Schülerinnen und Schülern und Personal sogar Sonnenfinsternisbrillen besorgt.

Apropos SoFi-Brillen: die waren natürlich bereits Tage vor dem Ereignis vergriffen. Vorher schon hatte ich das Prinzip „Lochkamera“ an einem Umzugskarton versucht und machte nun den vereinfachten Versuch mit zwei dünnen Kartonstücken, wovon ich einen mit einer Kugelschreiber-miene lochte. Das Bild der Sonne war sehr gut auf dem zweiten Karton zu sehen.

Zur Ankündigung der Veranstaltung stellte ich eine Nachricht für die Zeitung zusammen und der Wetterbericht meldete eine stabile Schönwetterlage.- wir hatten also beste Voraussetzungen!

Und dann war endlich der 20. gekommen. Die letzten Wolkenschleier im Osten lösten sich auf und ich packte das Auto mit allem, was ich aufbieten konnte: Selbstbau-6-Zoll-Parallaktiker [1] und PST, Sonnenprojektor und „Guckson“, einem kleinen Gerät aus zwei Glasscheiben, mit Abstand verklebt [2], meine Pappstücke, Info-Material und meinen Pappsonnenkompass.

Als ich auf dem Marktplatz eintraf, hatte gerade Holger mit dem Entladen begonnen. Mein auserkorener Beobachtungsplatz lag fast eine Stunde vor Beginn noch tief im Häuserschatten und mich beschlichen schon Zweifel, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte. Dennoch nordeten wir die parallaktischen Montierungen mit dem flugs nivellierten Sonnenkompass ein.

Denn für Zweifel war keine Zeit, weil sich schon sich erste Besucher interessierten und nach SoFi-Brillen fragten. Langes Erstaunen oder Enttäuschung gab es nicht, als ich sofort meine Pappkartons zückte und immer wieder an einem Hausschatten eine Sonnenfinsternis simulierte, indem ich mein Kartonpaar seitlich in den Schatten führte und das umgekehrte Bild die Funktion zeigte. Als ich den Sonnenprojektor auf meinem Klapptisch scharf stellte, zeigte sich ein Sonnenfleck in etwa Erdgröße und ich erklärte daran sofort den Besuchern die Größenverhältnisse an unserem Zentralgestirn, was immer wieder großes Erstaunen erzeugt.

In der Zwischenzeit waren die Schatten gewichen, unser Beobachtungsplatz stand in der Sonne und der Herr von der Lokalzeitung machte mit mir ein Interview: wer wir sind, was es zu sehen gab und warum wir das tun und in die Öffentlichkeit gehen. Aber das Schönste ist nun mal, schöne Erlebnisse mit anderen Menschen zu teilen. Das macht Spaß!

Und nun ging es los meldete ein Besucher: der Mond begann gerade die Scheibe der Sonne „anzuknabbern“ und das konnte man perfekt im Projektor sehen, weil das Bild der Sonne schon vorher knackscharf war und nun ein winziges Stück fehlte. Es war gerade 9.31 Uhr geworden, die Menschen kamen zu dem kleinen Gerät und waren begeistert, die Sonnenfinsternis so sehen zu können: 5cm groß auf einem Tisch.

Schon kam schon die erste Schulklasse. Nun bemerkte ich, dass es bereits einen Menschenauflauf gab und die Leute sich an den sieben Instrumenten von Albert, Ludwig, Holger und mir verteilten. Also noch schnell ein weiteres Foto am Projektor gemacht und ran an mein Teleskop. Da bemerkte ein Mädchen, das der Rand des Mondes „hubbelig“ aussah – wunderbar, das liebe ich, wenn die Menschen so bildlich sagen, was sie sehen. Da kann sich doch sofort jeder etwas darunter vorstellen. Denn das war mir vorher noch nicht aufgefallen, weil ich ja immer nur kurz durch das Okular blickte, um das Teleskop schnell nachzustellen. Also gab ich das schnell bekannt, dass der hubbelige Rand des Mondes tatsächlich durch die Krater und Berge des Mondes entstand. Die Begeisterung mit der ich das immer wieder tat sei mir hoffentlich verziehen.

Immer mehr Schulklassen und Passanten kamen und viele schauten auch immer wieder das Fortschreiten des Mondes an und ließen sich faszinieren. Eine Dame bemerkte dass der Fleck nicht mehr zu sehen sei und fragte, was passiert war. So ließ sich an einem weiteren Beispiel die Dynamik des Himmels und das Voranschreiten des Mondes verdeutlichen.

Dann wurde es auffällig, dass es kühler geworden war und die anfangs noch grell besonnten Häuser nun in ein dumpfes, fahles Licht getaucht waren.

Der Herr von der Presse schrieb immer wieder fleißig mit und nun kamen zwei Damen mit Mikrofon und Kamera, die mich auf ein paar vorbereitete Fragen einstellten, darunter, ob ich mit einem derartigen Andrang gerechnet hätte – hatte ich nicht!

Die Menschen waren fasziniert, nicht nur die Finsternis, sondern auch noch Berge auf dem Mond zu erkennen. Schön konnte man sehen, dass die Mitte der überdeckten Fläche nun zur Westseite der Sonne schwenkte und das Maximum der Finsternis überschritten worden war.

Carina betreute währenddessen das PST, das ich schnell auf seinem Fotostativ aufgebaut hatte und die Protuberanzen hielten noch weitere Besucher bei uns. Langsam erhellten sich wieder die Häuser hinter uns. Und da wurde auch schon wieder unser Sonnenfleck freigegeben und man konnte direkt sehen, wie der Abstand zum Mondrand wuchs, während der Bogen des Mondrandes immer kürzer wurde.

Bald darauf wurden die Schlangen an den Geräten kürzer und die Besucher langsam weniger. Mir wurde nun warm unter Jacke und Pullover und ich zog sie aus, denn jetzt wurde es wieder merklich ruhiger und die meisten Menschen gingen wieder ihrer Wege. Weil nun fast keine Besucher mehr bei uns waren, konnte die letzte Phase der Finsternis sehen, bis der Mond wie angekündigt um 11.51 Uhr die Sonne wieder freigegeben hatte.

Ein tolles Erlebnis.

Wir Aktiven verstauten unsere Geräte wieder und beschlossen unsere erfolgreiche Aktion mit ein paar Kugeln Eis und hofften gemeinsam auf gutes Wetter für den folgenden Tag der Astronomie auf der Willibaldsburg oberhalb von Eichstätt.

 

Autor: Alexander Geiss

 

[1] VdS-Journal #43
[2] Reinsch et al. – Die Sonne beobachten, SuW, 1999

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