Wenn Löwe, Jungfrau sowie Bärenhüter gegen Mitternacht hoch im Süden stehen, blicken wir genau in deren Mitte auf eine mit bloßem Auge deutlich sichtbare Ansammlung von Sternen – dies ist das Sternbild Haar der Berenike.
Richten wir ein mittleres bis größeres Amateurteleskop in diese Richtung, werden an diesem Himmelsausschnitt unzählige kleine „Nebelfleckchen“ sichtbar – vorausgesetzt, der Himmel ist dunkel und nicht lichtverschmutzt. Jeder einzelne dieser „Nebelfleckchen“ stellt eine Galaxie wie unsere Milchstraße dar! Tatsächlich haben wir es im Haar der Berenike (lat. „Coma Berenices“) und Jungfrau (lat. „Virgo“) mit zwei bekannten Galaxiehaufen zu tun: Den Coma- und den knapp südlich darunter befindlichen Virgo-Galaxienhaufen.
Unserem Astronomiefreund Holger ist von seiner Sternwarte auf dem Katharinenberg bei Großmehring aus eine wunderbare Aufnahme eines prominenteren Mitglieds des Coma-Galaxienhaufens mit Hilfe seines 10 Zoll Spiegelteleskops gelungen: NGC 4565, auch bekannt als „Nadelgalaxie“, ist ein besonders schönes Beispiel für eine Spiralgalaxie in Kantenlage. Aus dieser Perspektive sind die galaktische Scheibe, in der die Spiralarme eingebettet liegen, sowie der rundliche Kern – die sogenannte Bulge – gut zu erkennen. Tatsächlich misst diese Galaxie etwa 100.000 Lichtjahre im Durchmesser und ist rund 30 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Wer das Bild genauer betrachtet, erkennt um die Nadelgalaxie herum außer punktförmigen Sternen noch einige andere, kleinere Fleckchen, die ebenfalls eigene Galaxien darstellen.
Auswertungen von Aufnahmen großer Obervatorien wie dem Mount Palomar zeigen, dass der Coma-Galaxienhaufen fast 7000 solcher „Sterneninseln“ zählt…
Zur visuellen Beobachtung von Galaxien wie NGC 4565 reicht ein kleines Fernglas leider kaum aus. Zu empfehlen ist neben guten Beobachtungsbedingungen ein Teleskop mit wenigstens 100mm Optikdurchmesser.